In Ps 22 lese ich:
Ich bin hingeschüttet wie Wasser, / gelöst haben sich all meine Glieder. Mein Herz ist in meinem Leib wie Wachs zerflossen.
Meine Kehle ist trocken wie eine Scherbe, / die Zunge klebt mir am Gaumen,
du legst mich in den Staub des Todes.
Karsamstag, den 11. April
Der Karsamstag ist der Tag der Leere.
Das Leben ist leer geworden. Nichts ist mehr zu erwarten.
Alles ist ausgeschöpft, jedes Wort, jede Bewegung, jedes Gefühl. Erschöpfung.
Nichts ist mehr, was es noch gibt.
Eine unbeschreibliche Leere im Körper, im Herzen und in der Seele.
Eine solche Leer zu ertragen ist unerträglich.
Schnell suche ich mir Ablenkung. Ich gehe Einkaufen fahre Auto oder ich putze.
Andere verstecken sich, ziehen sich zurück, schließen zu, igeln sich ein.
Das Psalmenwort beschreibt diese Erfahrung:
Ich bin hingeschüttet wie Wasser, / gelöst haben sich all meine Glieder. Mein Herz ist in meinem Leib wie Wachs zerflossen.
Meine Kehle ist trocken wie eine Scherbe, / die Zunge klebt mir am Gaumen,
du legst mich in den Staub des Todes.
Der Karsamstag greift diese Lebenswirklichkeit auf.
Der Tag setzt auf warten und hoffen.
Wir dürfen die Hoffung haben,
dass diese Leere nicht der Ausverkauf des Lebens ist,
sondern eine neue Chance.
Diese Leere wird gefüllt werden, ganz neu, ganz anders und völlig überraschend. Je tiefer diese Leere durchlebt wird,
desto größer ist die Sehnsucht nach Erlösung.
Die kommende Fülle wird darin spürbar.
Es ist ein Weg zum Osterfest, zum Fest des Lebens,
des Aufbruchs und der Erfüllung.
Die extremste Leere des Menschen ist der Tod.
Sie wird gefüllt mit Leben unmessbaren Ausmaßes.
Ich warte auf dieses Osterfest.
Die Christenheit feiert noch in dieser Nacht die Erfahrung,
dass das Leben nicht endet, sondern aufgehoben ist in einer nie endenden Liebe.
Gott schenkt uns Menschen die Vollendung.
Es ist die Erfüllung aller Sehnsucht,
die lichtvolle Gegenwart einer Liebe ohne Ende,
ein vollendetes Leben in einer Geborgenheit,
die tiefer ist als es je ein Herz zu hoffen vermag. |